PROJEKTEJ.S. Bach / Tenore & Traverso

© Coviello Classics

Tenore & Traverso ist der Titel eine Konzerts, dass zur Konzertreihe "Musik am 12ten" in Wien unter der Leitung von und mit Landeskantor Mag. Matthias Krampe zum ersten Mal aufgeführt wurde. Das Programm ist in seiner Zusammenstellung einzigartig. Es besteht aus Arien von Johann Sebastian Bach, die für Tenor, Traversflöte und Basso Continuo komponiert wurden.

Besonderheiten zu J.S.Bach und der Tenorstimme:

Ab der Spätrenaissance und dem Frühbarock kristallisiert sich eine feststehende Symbolik der Singstimmen heraus. Die vox Christi, die Stimme des pater & creator omnipotens, der Propheten und Könige ist der Baß; im Diskant erklingt die anima beata; und den Berichterstatter, den Frohbotschafter repräsentiert, seit es musikalische Passionen oder Historien gibt, der Tenor (vermutlich wegen der »klanglichen Mittlerrolle« zwischen Hoch und Tief).

Nicht von ungefähr fallen der hohen Männerstimme ob ihrer Helligkeit und Strahlkraft seit jeher oft gerade jene Topoi zu, die mit Licht, Glanz und überirdischer, »sphärischer« Kraft im Zusammenhang stehen.

Der Musikwissenschaftler G. A. Theill erstellte in seiner Symbolik der Singstimmen (Bonn 1983) bei J. S. Bach für die Tenorstimme, den »Heilsvermittler«, folgendes Konzept:

»In der Tenorlage finden sich bei BACH alle die Stimmen, die der Übermittlung, der Glaubhaftmachung des Heils dienen. Es sind die Aussagen der Jünger, der Evangelisten, der Märthyrer [sic], der Engel und gelegentlich der allegorischen Figuren der Bibel. […] Der Unterschied zum ›Prediger‹ bzw. ›Priester‹ der Baßlage liegt darin, daß dort die Begegnung mit Jesus zur Predigt verpflichtete, während hier die Bewährung im Glauben und die sich daraus ergebenden Konflikte Beispiel geben und zur Nachfolge ermuntern, aber die Mittlerrolle auch im einfachen Weitersagen des Gesehenen und Gehörten bestehen kann. Bericht und Beispiel sind nicht Predigt, sondern Ausdruck eines Verhaltens, das wir ›Nachfolge Christi‹ nennen. […] BACH klärt mittels der Tenorstimme Zusammenhänge aus der Sicht der Engel oder Märthyrer auf, er erläutert Predigtaussagen und kommentiert Heilsvorgänge, indem er die Partie dem Tenor anvertraut.«

Der Tenor ist
I) der Hingebungsvolle, der Leidensbereite, der Märtyrer;
II) der Evangelist, der Engel, der Deuter;
III) der Bittende, der Klagende;
IV) der Tugendhafte, der Liebende, der Lobende.

Eine Tendenz, die sich in sehr vielen geistlichen Tenortexten abzeichnet, ist die, andere Menschen (und auch sich selbst) aufzufordern: zum Lob, zur Umkehr, zum Vertrauen… Bei Bach insgesamt etwas sehr »Tenorspezifisches«.
Die im Punkt I) umrissene Kreuznachfolge wird »instrumentensymbolisch« durch die Traversflöte besonders gut sichtbar, eines der wenigen Instrumente, die gemeinsam mit dem Spieler optisch eine Kreuzgestalt ergeben.
Und aus dem Blickwinkel der Traversflöte ist der Tenor auch statistisch (43,3 %) ihr häufigster und daher wohl charakteristischster »Vokalpartner« im Bachschen Oeuvre.

Text: unter Verwendung von "J.S. Bach und die Tenorstimme" von Daniel Johannsen

Die BSCW-Stiftung ermöglichte diese CD-Produktion.

Daniel Johannsen, Tenor
Annie Laflamme, Traversflöte
Lucia Krommer, Cello
Matthias Krampe, Orgel, Cembalo

Die Aufnahme ist bei Coviello Classics erschienen
Aufnahmeort: Probstei St. Gerold, Großes Walsertal.

Hörproben

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