PROJEKTESusan Sontag Tagebücher

Wiedergeboren

Das intime Selbstporträt einer jungen Intellektuellen und gleichzeitig ein philosophisches Zeitdokument ersten Ranges.

Mit fünfzehn vertieft sie sich in Rilke und Gide, mit siebzehn heiratet sie ihren Professor und bekommt von ihm ein Kind, mit zwanzig ist sie bereits eine luzide Denkerin. Schon als Heranwachsende war Susan Sontag eine ungewöhliche Frau, deren Lebenshunger und unstillbare Wissbegierde sie aus der Enge der südkalifornischen Provinz erst nach Chicago, später nach Paris und New York brachten. Ihre frühen Tagebuchnotizen zeugen von ihrer Leidenschaft für die Kunst und einem schonungslosen Erkenntniswillen. Sie bieten gleichzeitig unvermutete Einblicke in die zerbrechliche, widersprüchliche Persönlichkeit dieser großartigen »Frau des Geistes«, in der Eros und Denken sich so eindringlich verbanden. Das Alltägliche und das Private - die Ehekrise, die Liebschaften und die frühe Erfahrung der Homosexualität - sind hier der Anlass für weitreichende, tiefsinnige Betrachtungen. Zusammen mit den brillanten Aphorismen, den Berichten über Kino- und Theaterbesuche und den Begegnungen mit Größen wie Thomas Mann und Simone de Beauvoir sind sie das Zeugnis eines einzigartigen intellektuellen Werdegangs.

Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke

Mein Leben ist mein Kapital, das Kapital meiner Imagination«, sagte Susan Sontag einmal. Ihre Tagebücher (Hanser Verlag, Deutsch von Kathrin Razum) sind Spiegel dieses Selbstverständnisses, das bei ihr auch immer an die Politik geknüpft war. Zentral sind ihr Aufenthalt in Hanoi und ihr Engagement in den USA gegen den Vietnamkrieg, ihre Begegnung mit Mary McCarthy und Reisen nach China, Marokko und Israel. In den Jahren 1964 bis 1980, die geprägt sind von ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst von John Cage, Marcel Duchamp, Jasper John und vor allem Joseph Brodsky, entstehen auch Sontags bedeutendste Bücher. In diesen Tagebüchern legt eine der außergewöhnlichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts das intime Zeugnis ihrer Reifejahre ab.

Die BSCW-Stiftung finanzierte die Übersetzungen der Tagebücher, regte ein Register zu den beiden Ausgaben an und förderte auch diese Registererstellung.