PROJEKTEElias Canetti / Editionen

Elias Canetti: Prozesse. Über Franz Kafka

© Hanser Verlag

Die Beschäftigung mit Franz Kafka ist zentraler Bestandteil des Werkes Elias Canettis. Im Jahr von Canettis 25. Todestag am 14. August 2019 veröffentlicht der Carl Hanser Verlag erstmal Canettis Publikationen zu Kafka gemeinsam mit Canettis Texten zu Kafka aus dem bislang unveröffentlichten Nachlass. Damit bietet der Band eine neue Perspektive auf zwei Zentralgestalten der Moderne.

„Er ist“, notiert Elias Canetti 1947, „der Einzige, der mir wirklich nahe geht“. Und schreibt später, nur kurz vor seinem Tod: „Ich habe ihn geliebt“. Franz Kafka und Elias Canetti: Erstmals zeigt und deutet dieses Buch das Band des einen literarischen Solitärs zum anderen.

„Der andere Prozeß. Kafkas Briefe an Felice“: Diesen literarhistorisch und persönlich bedeutenden Essay schreibt Canetti 1968, für ihn später „ein wildes, demonstratives, tragisches Jahr. Ein Jahr der abgöttischen Liebe und Verehrung, für Kafka“. Die nun erstmals zusammengetragenen und zugänglich gemachten Materialien aus dem Nachlass erlauben es, die von Canetti publizierten Äußerungen zu Kafka in den Prozess seiner Selbstvergewisserung einzuordnen. In ihm erweisen sich die an Kafka verhandelten Kernthemen immer wieder als die Canettis. Sichtbar wird eine literaturgeschichtliche Konstellation des 20. Jahrhunderts: Canettis Kafka.

© Elias Canetti Erben

Elias Canetti, 1905 in Bulgarien geboren, wuchs in Manchester, Zürich, Frankfurt und Wien auf. Sein Roman "Die Blendung" erschien 1935. 1938 emigrierte er nach London, wo er die Studien zu "Masse und Macht" (1960) aufnahm. Ab den 1970er Jahren vorwiegend in der Schweiz lebend, erlangte er Berühmtheit mit seinen Theaterstücken, autobiographischen Büchern und Aufzeichnungen. 1981 Nobelpreis für Literatur. Er starb 1994.

Die Herausgeber

© Hanser Verlag

Susanne Lüdemann, Professorin für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität München. Zahlreiche Publikationen sowohl zu Franz Kafka als auch zu Elias Canetti.

Kristian Wachinger, Lektor und Übersetzer, seit 2003 (Mit)Herausgeber mehrerer Editionen aus dem Nachlass von Elias Canetti, Stiftungsrat der Canetti Stiftung in Zürich, Fellow am IFK in Wien.

 

Prozesse. Über Franz Kafka erscheint im Herbst 2019 im Carl Hanser Verlag.

Die BSCW-Stiftung förderte die Edition.

Editorische Arbeit am Nachlaß von Elias Canetti

Unter den nachgelassenen Papieren des Nobelpreisträgers Elias Canetti (25.7.1905–14.8.1994), die größtenteils in der Zürcher Zentralbibliothek liegen, befinden sich bedeutende Schriften, die der Autor nicht in seine essayistischen, aphoristischen und autobiographischen Bücher aufgenommen hat. Außerdem existiert eine umfangreiche Sammlung von Kopien von Briefen Elias Canettis vornehmlich aus den Jahren 1964-94.

Rund 10 Jahre nach Canettis Tod sind im Carl Hanser Verlag, der das Gesamtwerk seit 1963 betreut, drei Bände mit Texten aus dem Nachlass erschienen. Unter der Leitung des Herausgebers Kristian Wachinger werden die unpublizierten Schätze Schritt für Schritt gehoben und sinnvolle Formen der Publikation dafür entwickelt. Die BSCW-Stiftung unterstützt das Vorhaben einer Nachlass- und Briefedition. Diese ist das Ergebnis einer jahrelangen Sichtung in Zusammenarbeit mit den Canetti-Erben.

Zu den drei autobiographischen Büchern (»Die gerettete Zunge«, »Die Fackel im Ohr« und »Das Augenspiel«) liegt unpubliziertes Material transkribiert vor und wird mit der Hilfe eines finanziellen Beitrages durch die BSCW-Stiftung editorisch aufbereitet.

Canettis nachgelassenes »Totenbuch«, das ebenfalls mit Unterstützung durch Fördermittel der BSCW-Stiftung kommentiert wurde, erschien im Herbst 2010 in spanischer Übersetzung.

Die deutsche Ausgabe wurde mit den inzwischen erstellten Transkriptionen aus den nachgelassenen »Aufzeichnungen« ergänzt und erscheint im März 2014 mit dem Titel „Das Buch gegen den Tod“. Zeitlebens wollte Nobelpreisträger Canetti, der sich stets als „Todfeind“ bezeichnete, dieses Buch schreiben. Mit dem Phänomen Tod hat er sich über Jahrzehnte hinweg beschäftigt, und er hat zahlreiche Anläufe unternommen, um das Thema mit seiner anthropologischen Methode einzukreisen: Canetti las Dichter und Philosophen, sammelte Märchen, Mythen und Riten. Das Buch ist die Quintessenz seiner lebenslangen Auseinandersetzung, und immer wieder kommt hier die Eleganz seines Denkens und Schreibens zum Ausdruck. Peter von Matt ergänzt dieses wichtige Buch um einen großen Essay über Canetti und dessen Todfeindschaft.

Die BSCW-Stiftung unterstütze die Arbeiten für dieses Werk, das unter Mitwirkung von Johanna Canetti, Sven Hanuschek, Kristian Wachinger, Laura Schütz, Peter von Matt, Tina Nachtmann und Karen Lauer entstanden ist.

Elias Canetti: Briefe 1948–1994

© Hanser Verlag

Die Edition: "Ich erwarte von Ihnen viel", Briefe
Ein junger Autor wendet sich mit seinem Erstlingsroman schüchtern an den Nobelpreisträger Thomas Mann – und wird freundlich abgewimmelt. Ein halbes Jahrhundert später reist der Autor selbst nach Stockholm, den Preis entgegenzunehmen. Elias Canetti bezeichnete sich selbst gelegentlich als schlechten Briefschreiber. Dem zum Trotz ist der Schatz seiner Briefzeugnisse ein literaturhistorisches Ereignis. Knapp 600 Briefe an Buchhändler, Germanisten oder Journalisten ebenso wie an Kollegen wie Theodor W. Adorno, Thomas Bernhard, Erich Fried, Claudio Magris, Marcel Reich-Ranicki oder Hilde Spiel führen tief hinein in die Kulturwelt Nachkriegseuropas – und in ein einzigartiges Jahrhundertleben.

© Elias Canetti Erben

Canetti hatte regen Austausch mit den Intellektuellen seiner Zeit, und das Medium dafür war: der Brief. Aus hunderten von Briefen u.a. an Theodor W. Adorno, Hans Bender, Erich Fried, Ernst Gombrich, Volker Hage, Wolfgang Kraus, Claudio Magris, Thomas Mann, Marcel Reich-Ranicki, Hilde Spiel, Cilli Wang und viele andere entsteht hier ein repräsentativer Band, der Canettis Aufstieg nachzeichnet: vom durch die Emigration beschädigten Einzelkämpfer zum Nobelpreisträger mit einem ansehnlichen literarischen und philosophischen Werk.

Die BSCW-Stiftung unterstüzt die Arbeiten an der Edition der Briefe Elias Canettis.

Die Herausgeber

Sven Hanuschek, Germanist und Publizist, unterrichtet an der LMU München. Er veröffentlichte bei Hanser Biografien über Elias Canetti und Erich Kästner, bei Zsolnay Laurel & Hardy (Eine Revision).

Kristian Wachinger, Lektor und Übersetzer, ist seit 2003 (Mit-)Herausgeber mehrerer Editionen aus dem Nachlass von Elias Canetti sowie im Stiftungsrat der Canetti Stiftung in Zürich.

 

Die Edition der Briefe Elias Canettis erschien im Herbst 2018 beim Hanser Verlag.

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